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Reichtum

Manchmal muss man sein Einhorn stehen.Jede Geschichte hat ein Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Heute beginnen ich mit Einblick auf ein Ende und die Zuversicht auf was Neues.

 

„Ich bin der reichste Menschen der Welt, denn ich habe euch!“, noch etwas angetrunken und voller Euphorie kommentiere ich einen Facebookeintrag meiner Freundin Jule. Sie hat Fotos von der letzten Nacht gepostet hat. Ich sitze an meinem Küchentisch und bin total überwältigt von den ganzen liebevollen Karten und Geschenken die ich bekommen habe. Es war meine Geburtstagsfeier und auch irgendwie der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Nicht umsonst war das Motto „NEW YEAR, NEW LIFE“ mit einem Dresscode in „Freestyle Fasching“. Ich war ein Einhorn. Wenn man die Uhren etwas zurück dreht, dann erinnert man sich, dass der Karneval früher ein Brauch war um die alten Geister (des Winters) zu vertreiben, um Platz für etwas Neues (den Frühling) zu machen. Und der Frühling steht wohl bekannt für das Neue, einem Neuanfang. Alles graue und kahle verschwindet, die Wolken machen Platz für die Sonne, die Tage werden länger und die Pflanzen fangen wieder an zu blühen. 

 

Eine Pflanze, die immer mehr vertrocknet und ihr Strahlen verliert, genauso habe ich mich lange Zeit gefühlt. Unbewusst gefangen in einem Leben welches ich nicht führen wollte. Es sich aber doch irgendwie so sicher angefühlt hat. Sicher weil abgesichert. Damit meine ich finanziell und irgendwie auch gesellschaftlich. Also Tag ein Tag aus einen Job gemacht, der mich alles andere als glücklich gemacht hat. Nebenbei auf der Suche nach der einen großen Liebe wie im Roman beschreiben - aber eigentlich gar nicht wissen was man will oder wer man ist. Immer wieder in die gleichen Fallen getappt. Ein Wechselspiel aus übertrieben glücklich oder ich will ein großes Loch buddeln um meine klaffenden Wunden zu verarzten. Mitten im Leben stehen aber eigentlich keine Ahnung vom Leben haben. Immer wieder an seine Grenzen geraten bis der eigene Körper streikt. Aufstehen, Krone richten aber die Signale, die einem das Leben gibt übersehen. Sich aufopfern für Menschen, Jobs.

 

Aber irgendwann wacht jeder auf. Und zwar auch ohne den Prinzen aus Dornröschen, sondern von ganz alleine. Meine Freundin Jenny meinte einmal zu mir „Du musst diese Prüfung immer wieder machen, bist du sie verstanden und bestanden hast“. Was sie damit sagen will. Schaut euch euer Leben an. Passieren gewisse Dinge immer und immer wieder und du denkst „Das kann doch nicht sein dass mir das immer wieder passiert!“. Ich kenne diese Prüfungen nur zu gut. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich sie immer und immer wieder gemacht, bin an meine Grenzen gegangen bis ich vor dem Abgrund Stand. Der Abgrund waren Schlaflosigkeit, Herzrasen und Angstzustände, von den anderen körperlichen Signalen möchte ich gar nicht sprechen. Meine Devise war, was von alleine kommt, geht auch wieder von alleine. Nur wenn es in dir selbst steckt, ist es schwer es los zu werden. 

 

Es hat fast fünf Jahre gedauert bis ich erkannt habe, das was ich da tue, macht mich krank. Für die einen mögen fünf Jahre nicht lang erscheinen, für die anderen eine Ewigkeit. Für mich war es meine Lernphase und ich habe sie endlich bestanden. Ich habe meinen Job gekündigt ohne einen Plan zu haben was danach kommt. Eine Stimme in mir drin sagte: „Ich schaffe das!“ - wenn ich lerne loszulassen. Loslassen war noch nie meine Stärke aber ich habe es gewagt und kann nur sagen - es magisch ist. Ich brauche niemanden etwas vor zu machen, nach der Kündigung bin ich wieder in mein Loch gefallen und es hat sich alles total unsicher und fremd angefühlt. Aber diesmal war und ist da einfach dieses Selbstvertrauen was mir sagt „Ich schaffe das!“

 

Zum Aufwachen gehören auch irgendwie Träume. Ein paar Tage nach meiner Kündigung saß ich mit einem guten Freund beim Frühstück und er fragte mich nach meinen Plänen. Ich merkte, dass in diesen Moment zwei Stimmen zu mir sprachen. Die Sicherheitsstimme sagte ganz selbstverständlich: „Na, erstmal wieder einen vernünftigen Job suchen um meine Miete zu bezahlen.“ Die anderen, die Mutstimme protestierte aber und schrie: „Flieg nach Bali und mache eine Yogalehrerinausbildung .“Bausparer oder Aktie?" fragte ich ihn. „Jenny, du bist ganz klar Aktie.“ Und so fuhr ich nach Hause und meldete mich noch am gleichen Tag bei der Ausbildung an. 

 

Was sich hier beschrieben so einfach und leicht anhört, ist es in der Tat auch. Es gehört nur eine ungeheure Portion Mut und Vertrauen dazu. Den Fokus auf sich selbst und nicht auf anderen. Vertrauen darauf dass dein Leben dir gibt was du brauchst. Von außen betrachtet bin ich eine 35 jährige Frau die in einem Café jobbt, in einer WG wohnt,  Single ist und viele Träume hat. Die einen mögen sagen: „Du hast bisher nicht viel erreicht.“, andere wiederum werden fragen: „Was willst du erreichen?“. Ich sage: „Schaut an was ich erreicht habe!“. Ich bin das erste Mal in meinem Leben rund um glücklich. Ich stehe jeden Morgen mit einem Lächeln auf und ertappe mich dabei wie ich ab und zu durch meine Wohnung tanze, ich lache oft laut los ohne den Grund dafür selbst zu kennen. Ohne viel äußeren Reichtum, dafür umso mehr Inneren. Geht es im Leben darum zu sagen:  „Schaut was ich alles erreicht habe!.“ Oder: „Wo kommt ich her und wo will ich hin?“.

 

Wer die Geschichte vom letzten Einhorn kennt (ich habe sie als Kind jedes Jahr Weihnachten gesehen), erinnert sich dass es um das scheinbar letzte Einhorn auf der Welt geht, es aber erfährt dass es weitere seiner Art gibt,  die in einer Burg vom roten Stier gefangen sind. Daher macht sich das mutige Einhorn auf einen weiten und gefährlichen Weg um seine Freunde zu befreien. Auf diesem Weg trifft es auf neue Freunde und auch Feinde, die manchmal schwer zu unterscheiden sind. Am Ende sind alle Einhörner wieder befreit und die Welt blüht und gedeiht in voller Blüte. Sind wir Mal ehrlich, fühlen wir uns nicht auch oft wie das letzte Einhorn? Ein Fabelwesen, ganz alleine auf dieser manchmal tristen und auch gemeinen Welt? Aber wird unsere Welt auch nicht wieder viel bunter und schöner wenn man auf Menschen trifft bei denen man sich Zuhause fühlt. Daher auch noch einmal hier: „Ich bin der reichsten Mensch auf der Welt, denn ich habe euch!“. Danke an alle meine wundervollen Wegbegleiter und die Menschen für die es sich lohnt zu "kämpfen". 

 

Um solche Geschichten, meinem Weg zu mir, den Versuch wieder Boden unter den Füßen zu bekommen, darum wird es in diesem kleinen persönlichen Blog gehen. Ich will niemanden ermutigen, alles hinzuschmeißen so wie ich es irgendwie getan habe. Viel mehr dazu ermutigen mehr auf sein Herz auf hören und den Kopf mal zuhause zulassen. In "met you" werdet ihr eine erste tolle Geschichte lesen von einer Begegnung, die mein Leben von heute auf morgen verändert hat. Seid ihr gespannt? Habt ihr Lust mein Einhornbegleiter zu sein?