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Freiheit

Was bedeutet eigentlich Freiheit und wann waren wir DAS letzte Mal so richtig frei?

Diese Frage beschäftigt mich seit ein paar Tagen. So kurz bevor es nach Bali geht und ich meinem großen Traum immer eine Stück näher komme, frage ich mich: "Bin ich wirklich frei?", "Was bedeutet Freiheit für mich?"

 

Sobald wir das Licht der Welt erblicken, uns unsere Mutter liebevoll in den Armen hält, unser Vater und stolz anlächelt, ab diesen Zeitpunkt beginnt unserer Freiheit und unserer Abhängigkeit. Als Kind sind wir nun Mal auf unsere Eltern angewiesen, machen wir uns nichts vor. Dies zieht sich durch bis in unsere Jugend, eigentlich bis ins Erwachsenenalter. Mit sechs Jahren kommen wir in die Schule und die nächste unabhängige Beziehung entsteht, zwischen unserer Lehrer und unseren Mitschüler. Und Stück für Stück, um so älter wir werden auch die Gesellschaft in der wir leben. Wir sind im Nuh so viele äußeren Einflüssen umgeben, dass es uns oft schwer fällt freie und eigene Entscheiden zu treffen. Bei der Berufswahl angefangen. Woher soll man mit Anfang zwanzig wissen was man im Leben will? Ich wusste es damals nicht. Also irgendeine Ausbildung gemacht um irgendwas zu haben. Papa sagte ja, lerne schnell selbstständig zu werden und mache dich ja niemals von jemanden abhängig. Leichter gesagt, als getan.

 

Die Liebe, so wundervoll und beflügelnd sie sein kann, um so abhängiger macht sie, wenn sie nicht echt ist. Ich hatte in meinem Leben bisher zwei so richtig feste Beziehungen, meine erste mit Anfang Zwanzig, die erste grosse Liebe. Und die war toll und zerstörend zu gleich. Er war der beste erste Freund den man sich vorstellen konnte. Wir hatten eine unfassbar tolle Zeit und ohne ihn wäre ich damals untergegangene. Meine Kindheit und Jugend war nicht die Beste und das Resultat war dass ich mit 21 Jahren die Verbindung zu mir komplett verloren hatte, bzw. noch nie gefunden hatte. Ich stand oft am Abgrund, denn meinen Kummer verarbeitete ich in meiner Magersucht. Die wohl schlimmste Abhänigkeit in meinem Leben. Aber dann kam er - wie auf einem weißen Schimmel angeritten - und ich dachte: "Meine Rettung". Ich versuchte mich in ihm zu finden, keine gute Idee.

 

Ähnlich gestaltete es sich mit meiner zweiten Beziehung mit Ende Zwanzig. Ich fühlte mich einsam und sehnte mich nach Sicherheit. Da war er auf einmal wieder, der edle Ritter. Also flüchtete ich mich in seine Arme. Zog wieder zu ihm, diesem zurück in den Norden. Obwohl ich ihn wirklich liebte, war ich einfach nicht bei mir angekommen, da ich in ihm etwas suchte, was ich mir selbst nicht geben konnte. Sicherheit und Liebe.

 

Was ich hier in den abgespeckten Zusammenfassungen meiner Beziehungen aufzeigen möchte, ist dass ich mich -  obwohl ich beide Männer vom Herzen geliebt habe und ich beiden sehr viel zu Verdanken habe - ich in den Beziehungen nie richtig angekommen fühlte, im Gegenteil eher anwesend, nicht frei. Irgendwie Abhängig vor deren Liebe.

 

Man könnte daraus ja schliessen, als Single ist man total frei. Richtig? Auch die Frage muss sich jeder selbst beantworten. Meine Antwort ist nein. Ich schaffe es ganz gut meine Freiheit zu Nichte zu machen indem ich mich entweder für meinem Job aufopfere, dort alles gebe bis zum Zusammenbruch. Mal ehrlich, Singels sind doch die besten Angestellten. Sie haben ausser ihren Job kaum Verpflichtungen und gehen gerne eine enge Beziehung mit der Arbeit ein. Oder ich stürze mich in eine verhängnisvolle Affäre mit einem Typen bei dem ich von Anfang an weiß, das bringt nichts ausser Kummer. Verhängnisvoll weil ich noch nie Dinge ohne Herz eingehen konnte.

 

Nur warum mache ich - machen wir - das immer wieder. Uns immer wieder in Abhängigkeiten begeben obwohl man eigentlich frei sein will? Ich vertraue mir selbst oft nicht genug und gebe deshalb lieber die Entscheidung an jemand anderes ab. Mit 35 Jahren, habe ich noch nie einen Mann selbst verlassen, sonder wurde immer verlassen. Dies aber nicht, weil ich es nicht wollte, ich wollte nur einfach nie diese Entscheidung treffen. Im Job ähnlich, immer schön angepasst und ja nichts machen was meine Sicherheit gefährdet. Darum bin ich auch immer wieder gegen die gleiche Mauer gerannt. 

 

Wenn man sich aber bewusst darüber wird, ist es schon ein Stück näher Richtung Freiheit. Und ehrlich zu sich selbst sein und zu sich öffnen - das kann ich immer wieder wiederholen - das befreit ungemein. Eine sehr liebe Freundin hat mich gestern bei einem Spaziergang durch unseren Park gefragt ob ich keine Angst hätte mich hier in diesem Blog so "nackig" zu machen. Und ich antwortete ohne lange nachzudenken: "Nein, warum? Im Endeffekt geht es uns allen oft ähnlich, nur fehlt uns der Mut es laut auszusprechen. Das übernehme ich dann.".

 

In neun Tagen geht es nach Bali und ich bin gerade dabei meinen Rucksack zu packen. Was ich auf jeden Fall nicht mitnehmen werde, sind alte negative Erinnerungen und Abhängigkeiten. Dieses Jahr steht für einen Neuanfang, für Freiheit. Um zum Abschluss noch meine Fragen oben zu beantworten. Ja, ich fühle mich frei momentan. Da ich endlich die volle Verantwortung für mich selbst übernehme. Frei, weil ich zu mir stehe, zu meinen guten und auch schlechten Seiten. Frei, weil ich mein Glück und auch meine Ängste teilen kann. Frei, weil ich meine Maske abgelegt habe und endlich ich sein kann. 

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