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Träumen

Folge deinen Träumen, denn sie kennen den Weg.

Vor einem Jahr.

 

Ich liege auf meiner Yogamatte und kann mich nicht bewegen. Jedes einzelne Glied meines Körpers schmerzt oder ist angespannt. Nichtmal denken kann ich. Einfach nur daliegen, mehr geht nicht. Mir schießen Tränen ins Gesicht, ich habe Angst, denn ich weiß nicht was hier gerade passiert.

 

 

Der Juni 2017 ist der Monat, in dem ich anfange endlich über mein Leben nachzudenken, der Monat in dem mein kleines selbst erbautes Kartenhaus zusammen fällt, der Monat in dem ich anfange wieder zu träumen, endlich. 

 

Was passiert wenn man einem Haus seine Grundpfeiler nimmt - es bricht zusammen, ganz richtig. Mir wurde damals meine geliebte Bewegungsfreiheit genommen, mal wieder. Ermüdungsbruch im linken Schienbein, Ursache? Unbekannt. Dazu streikte oft mein Rücken und ich hatte unglaubliche große Schmerzen in der Brust. Ich war nur noch müde und erschöpft, obwohl ich neben der Arbeit eigentlich nur schlief. Also zog mein Körper wohl von alleine die Notbremse und verfrachtete mich mit dem kaputten Bein in mein Bett. Eigentlich verbrachte ich den ganzen Tag auf meinem Balkon, das Wetter im Juni war traumhaft und so konnte ich mir unter dem blauen Himmel Gedanken über mein Leben und meine Träume machen, diese Zeit hatte ich mir lange nicht mehr eingeräumt. Und da war diese Frage: "Was will ich eigentlich?"

 

"Kaputte Beine sind oft ein Zeichen, dass einem die Standfestigkeit im Leben fehlt...", als ich diesem Artikel lese, muss ich schlucken und fühle wie ein dicker Kloß in meinem Hals stecken bleibt. Genauso fühlt sich mein Leben gerade an. In meiner Familie herrscht wieder wildes Chaos und diesmal sogar so, dass sich mein Zwillingsbruder komplett von uns abwendet. Ich kann ihn verstehen aber trotzdem fühle ich mich nur noch halb da, denn er fehlt. In meinem Job befinde ich mich im gleichen Kreislauf wie seit Jahren, ich arbeite viel zu viel und habe kaum Privatleben. Meine Freundschaften vernachlässige ich dementsprechend auch, denn wenn ich frei habe, bin ich meistens müde.

 

Ich kann mich aber auch an einen sehr schönen Sommertag im Juni erinnern, ich sitze mit Freunden im Park und erzähle ihn von meinen Träumereien der letzen Tage auf meinem Balkon. "Ich werde meinen Job kündigen und Yogalehrerin werden."Das ist es, was ich will.

 

 

Heute.

 

Rückblickend bin ich sehr stolz diesen Weg gegangen zu sein, aber es gibt auch heute noch Tage in denen ich in alte Muster verfalle. Die letzen Tage waren welche davon. Seitdem ich aus Bali zurück bin und Yoga unterrichte, sind einige tolle Dinge passiert. Man könnte behaupten, ich befand mich auf einem Höhenflug. Es fühlte sich toll an, denn von allen Seiten höre ich wie mutig ich doch sei. Und das man mich dafür bewundere. Ich fühlte mich davon aber auch sehr unter Druck gesetzt und erbaute mir schnell wieder meine eigenen Grenzen. Ich mahnte mich selbst indem ich mir selber sagte: "Wer hoch fliegt, fällt auch tief. "Und das will ich ja nicht."

 

Als mein Höhenflug dann zum Höhepunkt kam, befand ich mich eigentlich schon wieder im Abflug. Das war aber auch gut so, denn wenn wir nur fliegen würden, dann würden wir ja wieder unsere Erdung verlieren - sprich unsere Standfestigkeit im Leben. Wir sollten auch ab und zu mal wieder landen um unser Flugzeug neu aufzutanken. 

 

Meine Yogastunde im Park bekam immer mehr Zuspruch und die Teilnehmerzahl hatte sich innerhalb von drei Wochen vervierfacht. Meine Ausbilderin schrieb mir eine sehr liebe Nachricht, in der unter anderem stand, dass sie sehr stolz auf mich sei. Dies rührte mich so sehr und ich erinnerte mich an etwas. Daran dass ich mein ganzes Leben danach strebte, dass jemand stolz auf mich ist - nicht jemand, mein Vater. Ich sagte mir das will ich, brauche ich und genau vier Tage später passierte es auch. Ich saß mit meinen Eltern zusammen und konnte zum ersten Mal in meinem Leben ihnen erzählen wie es mir geht und noch viel wichtiger, wie es mir die letzen Jahre ergangen war. Ich konnte mein Herz leeren und frei äußern was ich mir Wünsche, wovon ich träume. Es war alles andere als einfach, denn gerade wenn Menschen die, die wir lieben vor uns sitzen, ist es oft sehr schwer die richtigen Worte zu finden. Denn man möchte ja nicht verletzen. Das tat ich auch nicht, aber ich war ehrlich und stand zu mir selbst. Denn auch in meiner Familie war ich Meister darin eine meiner Masken aufzusetzen, denn auch wenn die Familie einen eigentlich immer halt geben sollte, ist es auch ein Ort an dem man schnell verletzen werden kann oder man auch selber verletzt. Das passiert nicht bewusst, sondern oft weil man nicht miteinander redet und versucht den anderen zu verstehen. Mir kamen die Tränen als mein Vater mir mit wackeliger Stimme sagte: "Vor mir sitzt eine wunderhübsche und selbstbewusste Frau, meine Tochter, aber ich kenne sie gar nicht mehr.""Was ich aber weiß ist, dass ich stolz auf dich bin." 

 

Da waren sie, die Worte auf die ich mein ganzes Leben lang gewartet hatte, ein lang ersehnter Traum ging in Erfüllung. Eigentlich hätte ich danach der glücklichste Mensch auf der Welt sein müssen, nur irgendwie war ich es nicht. Im Gegenteil, denn ich war ja schon im direkten Fall, den ich mir ja auch irgendwie gewünscht hatte. "Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen". Und da waren sie wieder, die Selbstzweifel und Ängste. Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und ich ging mir selbst ziemlich auf die Nerven. Aber anstatt mich wie sonst immer tiefer zu fallen zu lassen, nahm ich mir bewusst Zeit um der Sache auf den Grund zu gehen. Ich nahm mir auch wieder Zeit zum träumen und bewusst werden was ich mir wünsche und jetzt kann ich es kaum abwarten was passiert.

 

 

Es gibt Zeiten im Leben da passieren unfassbar viele Dinge, eins folgt dem anderen und wir haben kaum Zeit das erlebte zu verarbeiten. Aber was passiert, wenn wir uns wirklich mal bewusst Zeit nehmen und über alles erlebte nachdenken und filtern. Also Zeit nehmen um uns klar zu werden was wir wollen, was wir uns wünschen, wovon wir träumen. Bei der Frage was wir nicht wollen, fallen uns auf Anhieb tausend Dinge ein, aber bei der Frage "Was will ich.", kommen wir oft ins schwanken. Vielleicht weil wir denken es geht nicht oder das kann ich nicht wirklich umsetzen, mir fehlt der Mut, was denken die anderen. Und schon ist unser Traum verflogen und wir konzentrieren uns wieder nur auf dass was wir nicht wollen. Aber ist euch schon einmal aufgefallen dass wir dann genau das auch bekommen? Also das was wir eigentlich nicht wollen? Lest euch meine Geschichte gerne noch einmal durch. Fällt euch was auf? Es ist alles so gekommen, wie ich es gedacht habe. Denn es ist egal ob wir sagen, ich will das oder ich will das nicht. Unser Leben filtert es nicht für uns, es kann nicht unterscheiden ob ja oder nein. Das können nur wir. Indem wir uns nur auf das konzentrieren was wir uns wirklich wünschen, was wir vom Herzen her wollen. Dafür müssen wir uns aber mal ernsthaft vor Augen führen was wir uns wirklich wollen oder wo von wir träumen. Lasst eure Träume ruhig groß und verrückt werden, lasst eurer Phantasie freien lauf und schaut was passiert.

 

Dazu noch eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit. Als sehr junges Mädchen habe ich mir immer gewünscht auf einem Ponyhof zu leben. Ich war damals sehr in meinen Träumen gefangen und verbrachte Tage damit mir in meiner Phantasie auszumalen wie dieses Leben auf dem Ponyhof wohl wäre. Eines Tages fuhr ich mit einer Schulfreundin und ihren Eltern auf einem Ponyhof in der Nähe meines Zuhauses. Dort traf ich auf Hans-Wilhelm, dem Besitzer. Er schloss mich sofort in sein Herz und seitdem verbrachte ich jede freie Minute bei ihm und seinen Pferden. Ich hatte diesen Traum schon wieder vergessen, weil diese Zeit bei ihm so selbstverständlich geworden war. Erst heute wird mir bewusst, dass mein Leben mir damals diesen Traum erfüllte und mir damit wohl eine der schönsten Zeiten in meinem Leben brachte. 

 

Wenn ich von Leben schreibe, meine ich eigentlich Universum. Da dies für mache aber vielleicht eine Spur zu spirituell ist, können wir es auch gerne Leben nennen. Hab Vertrauen in dein Leben, denn keiner weiß besser was gut für dich ist, als du selbst.